BUCHPRÄSENTATION

Bernhard Weiland

Wegweisungen nach Bad Muskau - Ein Reisebericht

Reisebericht, 43 S/W-Bilder, 208 Seiten

25. 10. 2016 VVPN 00001030  

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Autor-Info:

Bernhard Weiland

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT

Bernhard Weiland geht einem Ziel entgegen, von dem er nicht weiß, wie er es zu Fuß von Hannover aus erreichen kann.

Er möchte in Bad Muskau ankommen und kennt nur die ungefähre Himmelsrichtung, die er dorthin einschlagen muss. Er hat sich in den Kopf gesetzt, von Menschen, die er unterwegs trifft, den Weg zu erfragen und sich nach diesen Wegweisungen zu richten.

In Zeiten von Navigationsgeräten für alles und jeden ist das eine etwas schräge Idee. Und für Bernhard Weiland, der in seinem Leben noch nie gewandert ist, eine Herausforderung. In einen Wanderanhänger packt er, was er unterwegs braucht, und durchstreift so deutsche Landschaften, die ihm bis dahin unbekannt waren.

Wie es ihm gelingt, nach 570 Kilometern entspannt in Bad Muskau einzutreffen, erzählt er in seinem Buch "Wegweisungen nach Bad Muskau". Viele Wegweisende kommen zu Wort, kurze prägnante Begegnungen geben der Reiselektüre die Würze. Eingestreut werden auch einige ernste, kluge oder ironische Betrachtungen rund um das Thema Reisen auf Schusters Rappen. Und dann ist da noch ein hannöverscher Esel, der zu allem seinen Senf – pardon: Mostrich - dazu geben darf...

LESEPROBE

Belgern – Bad Liebenwerda

Verguckt
Ja horrido, super, wie schnell sich meine Stimmung doch wieder aufhellen kann! Dazu sind nur ein paar Worte nötig, gesprochen vom Fährmann, der mich heute morgen für kleines Geld über die Elbe setzt. Er sorgt für eine Wegweisung, die mich meinem Ziel auf einmal ganz nahe zu bringen scheint. Und mich damit regelrecht aufbaut und optimistisch stimmt.

Wegweisung nach Bad Muskau auf der Gierfähre in Belgern
(Im Gespräch: der Autor = ich und er Fährmann = F)

ich: „... Also Liebenwerda sagten sie, Elsterwerda ...“
F: „Elsterwerda.“

ich: „Ruhland.“
F: „Ruhland, das lassen se aber rechts liegen.“

ich: „Jaha.“
F: „Also Lauchhammer, Ruhland, Senftenberg.“

ich: „Senftenberg.“
F: „Von Senftenberg nach Spremberg.“

ich: „Nach Spremberg.“
F: „Von Spremberg dann rüber nach Bad Muskau.“

ich: „Ja super, na endlich mal (lache erleichtert) ne gute Wegweisung. Ich bin jetzt seit Gräfenhainichen hier unterwegs und es konnte mir niemand … äh … so ne ungefähre Wegbeschreibung geben.“
F: „Na, dann werd (klonk, bong, die Fähre legt an) ich ihnen mal (quiieetsch, klonk, bong) die Ursache dafür sagen.“

ich: „O.K.“
F: „Erstens habe ich in Ruhland damals meine Lehre gemacht.“

ich: „Ja.“
F: „Zweitens fahrn wir mindestens einmal im Jahr nach Bad Muskau rüber aufn Polenmarkt.“

ich: „Jaha, o.k.“
F: „Weil meine Frau immer wegen welchen Pflanzen oder so was guckt.“

ich: „Jaha.“
F: „Deswegen kenn ich die Strecke ausm effeff eigentlich.“

ich: „Ja super.“
F: „Und wenn se mit'm Auto wär'n, könnt ich ihnen wahrscheinlich auch fast die ganzen Blitzer nennen.“

ich (lache): „Ja nee.“
F: „Da komm se ja an Orte vorbei wie Welzow und Bluno und lauter solche Sachen.“

ich: „Jaha, ja immerhin, dann weiß ich zumindest jetzt mal schon … äh … wie ich unterwegs weiter fragen muss.“ (Die Rampe schrappt über den Betonuntergrund, der Fährmann macht die Fähre fest.)
F: „Ich würde jetzt an ihrer Stelle an Tauschwitz vorbei, dann komm se auf die Kreuzung.“

ich: „Jaha.“
F: „Und ich … Blumberg, da gab's mal früher einen Weg, aber ich weeß nicht, ob der noch durchgeht.“

ich: „Jaha.“
F: „Also auf der, auf der … Bundesstrasse, auf der 183 … aber ich würde ihnen empfehlen, biegen se rechts ab.“

ich: „Jaha.“
F: „An der Kreuzung, der Blumberger Kreuzung, laufen se über Stehla und dann komm se nach Koßdorf und von dort ist nicht mehr weit.“

ich: „Na, dann werd ich heute gut ankomm ….“

Das Wetter ist milde gestimmt im wahrsten Sinne des Wortes, es regt sich kaum ein Lüftchen, die Sonne scheint durch einen Dunstschleier hindurch. Gestern morgen war es viel kälter, der Fährmann verlautbarte sogar minus ein Grad, „sechse kälter als heute“. Ich genieße die entspannte Atmosphäre unterwegs in Stehle auf einer Bank auf dem Elbdeich sitzend. Es ist still ringsum. Ab und zu dringen sanfte Geräusche von weit her an mein Ohr und betonen die Ruhe. Etwa zweihundert Meter entfernt mähen Schafe in einem eingezäunten Areal den Deich. Über einem Feld zieht ein Greifvogel seine Kreise. Am Elbufer lassen sich Kraniche nieder, neugierig beäugt von Rabenvögeln. Ein Motorboot tuckert stromaufwärts und ist bald hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden. Ich mag das Plätzchen gar nicht verlassen, meine körperliche Verfassung ist gerade im Gegenteil zu meiner mentalen eher schlapp und müde. Die Glocken der Dorfkirche gemahnen zum Aufbruch.
Die Straßen zwischen und in den Dörfern, durch die ich gehe, sind jetzt häufig mit altem oder gar uraltem Pflaster versehen. Es sind holprige Strecken, die mein Fortkommen langsamer und anstrengender machen. Ich versuche mich in einer Achtsamkeitsübung aus meinem letzten QiGong-Kurs und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt, auf den jeweils gerade zu machenden Schritt. Das lenkt ab von Gedanken an das Ziel und wann werde ich es erreichen und wie komme ich dahin und wie wird der nächste Kilometer und es geht ja gar nicht vorwärts und ich bin ja immer noch nicht an der nächsten Straßenkurve angekommen. Die Übung beruhigt. Der Weg wird einfacher. Mir geht es besser damit. Auch und gerade körperlich.
An einer Straßenkreuzung erspähe ich zwei Hinweisschilder. Eines für Radfahrer prophezeit noch 16 Kilometer, eines für die motorisierten VerkehrsteilnehmerInnen 8 Kilometer nach Bad Liebenwerda. Es bestätigt damit meine Strategie, im Zweifel auf Landstraßen den kürzeren Weg zu wählen als den touristisch empfohlenen mit längerer Dauer. Mein Körper wird es mir lohnen.

Doch bei allen guten Überlegungen kommt es heute anders als gedacht. Und das liegt mal wieder an mir und meiner bestimmten Art von Phantasie und latenten Unfähigkeit, Karten und Fahrpläne genau zu lesen. Aber eins nach dem anderen. Kurz vor Bad Liebenwerda erreiche ich eine neue, gut ausgebaute Straße mit parallel laufendem Radweg. Auch dieser völlig neu, an der Bepflanzung rechts und links davon wird noch gearbeitet. Ich erinnere mich beim Anblick dieses Verkehrsweges an den Hinweis der Pensionswirtin aus Bad Liebenwerda, die mir empfahl auf dem Weg zur Stadt beim Dorf Lausitz den Fahrradweg entlang der B 183 zu nehmen. Lausitz liegt nun sichtbar links von mir. Nach meiner kleinen Karte, so meine Interpretation, sollte ich dort rechts an der Bundesstraße abbiegen. Das reale Straßenbild vor mir stimmt also mit dem meiner Vorstellung überein, ich biege rechts ab und schreite frohgemut aus, froh, nicht mehr lange auf der Walz sein zu müssen. Nach zwei Kilometern kommt mir die Richtung, die ich einschlug, dann doch komisch vor, irgendetwas stimmt nicht, kann nicht sein.Vorsichtshalber frage ich eine mir entgegenkommende radfahrende Familie. Die Antwort fällt kurz aus: Bad Liebenwerda liegt in der entgegengesetzten Richtung. Sch ….! Als ich nach wiederum zwei Kilometern zurück an der Straßeneinmündung bin, an der ich vorhin abbog, schaue ich zum ersten Mal auf das unübersehbare Hinweisschild für den Autoverkehr. Klar, hätte ich sehen können, hätte ich hingeschaut: Bad Liebenwerda links ab. Hätte, hätte, Fahrradkette. Mein Bild war klar und deutlich, ich wähnte mich an der Bundesstraße angekommen, so wie hier kann nur eine Bundesstraße aussehen. Doch diese Straße vor mir ist einfach nur ein brandneuer Zubringer zur angepeilten Bundesstraße und soeben erst in die Landschaft hineingebaut worden, dass sie auf meiner Karte noch nicht verzeichnet sein kann. So bin ich meinem vorgestellten Bild, das sich als Trugbild erwies, aufgesessen. Die Bundesstraße erreiche ich dann nach einem weiteren Kilometer, biege rechts ab und erreiche eine Stunde später als gedacht erschöpft Bad Liebenwerda.
Aufgemuntert werde ich von der fleißigen Touristeninformation, die heute, an einem Sonntag, um 16:30 Uhr noch geöffnet hat. Bravo! Ich versorge mich mit nützlichen Informationen, hole mir im Kurpark von aus Bad Muskau gebürtigen Spaziergängern noch eine Wegweisung über Elsterwerda, Ruhland, Lauchhammer und Senftenberg nach Bad Muskau' ab und bin froh, die Pension L., in der Bergstraße den Hügel hinauf und weit ab am anderen Stadtrand gelegen, zu erreichen. Auch weit ab von jeglicher Infrastruktur. Während ich noch unter der Dusche stehe, füllt die angestellte Pensionswirtin nach einer Fahrt zur Tanke den Kühlschrank mit Biervorrat zur Selbstbedienung auf. Und während ich im Frühstücksraum mein Abendessen aus meinem Proviant zu mir nehme, versorgt mich Frau H. ganz nebenbei mit Räuberpistolen aus dem Städtchen. Diese Geschichten würden mindestens die Zeit des Weges von Belgern nach Bad Liebenwerda ausgefüllt haben. Es sind die Geschichten des Hauses verwoben mit der Geschichte der Wiedervereinigung, es sind diverse Familiengeschichten, Geschichten von Krankheit und Genesung, von Gästen aus aller Welt, von Gewalt, Vandalismus und Brandschatzung im beschaulichen Bad Liebenwerda. Man könnte ein Buch darüber schreiben, meint Frau H. Vielleicht findet sich ein aufstrebender Literat oder gar Drehbuchschreiber und erlöst Frau H. von den dramatischen Geschehnissen. Denn beim Frühstück wiederholt sie die gleichen Geschichten in identischen Versionen vor Gästen am Nebentisch. Ich könnte mir so eine Doku-Soap vorstellen, „Pension L. - Leben in der Bude“ … oder so.

Hier endet die aktuelle Etappe. Ich fahre nach dem Frühstück mit der S4 nach Leipzig, von dort mit dem Intercity nach Hannover und weiter mit dem Erixx in die Nordheide und verbringe einige Tage auf unserer Camping-Datsche. In 14 Tagen habe ich das nächste Zeitfenster für die anschließende Etappe in meinen Kalender eingetragen. Wenn das Wetter mitspielt, sollte es klappen.

Esels Mostrich
„... Da kommt maan Raaselaater vom Wech ab und läötscht inne Irre. „Kann passiert“, sacht man in Eselskraasen dazu. Oder „haste Schaasse annen Fuß, haste Schaasse annen Fuß“, alte Waashaat baam Boken aufn Hachtplatz. ...“

 

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