BUCHPRÄSENTATION

Angelika B. Hirsch

32Tage 18Knoten 5Minuten - Mit dem Containerschiff von Hamburg nach Malaysia

Film (153 Min) auf Blu-Ray® Disk mit Booklet 16 S.

16. 03. 2019 VVPN 00001034  

DRUCK   Film (153 Min) auf Blu-Ray® Disk mit Booklet 16 S.

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Kritikforum

Autor-Info:

Dr, Angelika B. Hirsch, Berlin hirsch@grenzgaenge.de

Lothar Köster, Berlin

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT

32Tage 18Knoten 5Minuten
Im Mopedtempo mit einem der größten Containerschiffe im Europa-Asien-Handel unterwegs
Eine langsame Reise, ein langsamer Film.


In gut 20 Flugstunden erreicht man Asien. Man ist dort, aber man ist nicht gereist.

Wie groß ist dieser Planet? Wie weitläufig sind seine Meere? Um solche Dimensionen zu erfahren, braucht der Reisende Zeit. Viel Zeit.

Fast 90% des Welthandels wird über die Meere abgewickelt, mit Tankern, Stückgutfrachtern und insbesondere mit Containerschiffen. Die Autorin ist mit einem der größten solcher Schiffe, der 'CMA CGM Jules Verne', auf der Haupthandelsroute von Europa nach Asien mitgefahren. Sie fing die Langsamkeit der Handelsschiffahrt, die Gewaltigkeit der Containerterminals und die Wechselhaftigkeit der Meere in ruhigen Kameraeinstellungen ein.

Und die Geräusche, der Atem, die Gesänge: Schiffe von der Größe ganzer Straßenzüge, hightech-Ladestraßen wie Wolkenkratzer, vor allem aber die unberechenbare Gewalt der Hochsee schlagen Harfen von anderweltiger Dimension.

Die Musik von Peter Hirsch kennt diese Welt schwerer Metalle und erzählt von Gewalten, die den Menschen über sind, von Maschinerien, deren Beherrschbarkeit dem Glauben überantwortet ist, und von dem Desinteresse der See an schwankenden, vergänglichen Menschenwerken.


Der Film
153 Minuten in FullHD (1024p)
Blu-Ray® Disk in Hülle mit Booklet (16 S.)
Kamera, Buch und Regie: Angelika B. Hirsch
Schnitt: TillHua
O-Töne und Produktion: Lothar Köster

Bei Kino-Aufführungen unterstützen wir Sie gerne.

Medium: Blu-Ray® Disk

 

Universelles Alternativ-Medium für jeden üblichen Fernseher:
USB-Stick

 


Trailer kurz
1:44 Min.
FullHD (1024p)
mp4 (h264)
54 MB
Trailer lang
9:30 Min.
FullHD (1024p)
mp4 (h264)
170 MB
Trailer lang
9:30 Min.
HDReady (720p)
mp4 (h264)
36 MB

LESEPROBE

 
 

 

 

Auszug aus dem Tagebuch


Die CMA CGM Jules Verne im Hafen
Viel mehr werden wir von ihr nicht sehen, jedenfalls nicht von außen.

Standard-Container: Die Erfolgsgeschichte
Sie reisen verplompt. Keiner an Bord weiß, was in ihnen ist. Manchmal sind sie aber einfach nur leer.

Die Schattenseite: giftige Abgase
Die Schiffsdiesel verbrennen tonnenweise Abfallöle.

Durch alle Wetter
Strahlender Sonnenschein, dicker Dunst, und eben auch Regenfronten.

Ladekräne in Fernsehtum-Höhe
Kranfahrer in der Ameisenrolle, Zustieg per Aufzug

Logistik a la Sisyphos
Programmierer-Heere haben die Hafenarbeiter ersetzt.

Der Riese zieht ruhig durch schwere See
Trotzdem, der Kapitän weicht Stürmen lieber weitläufig aus.

täglicher Besuch auf der Brücke
Modernste Technik, aber auch Karten und Bleistifte.

Rushhour auf der Handelsroute
Mal herrscht nervöse Enge, dann tagelang kein Schiff.

ganztätige Durchfahrt durch den Sueskanal
Links Wüste, rechts das arbeitende Ägypten.

Am ruhigen Bug, der einzigen Freifläche
Das Schiff ist ein zugestelltes Gewerbegebiet, man trägt Helm und Schutzweste.

Abendstimmung mit jungem Mond
Wenn man Sterne sieht, sieht man wirklich alle.

Warmwasser-Spatzen: fliegende Fische
Vom rasenden Riesen herab sind Fische nicht einfach zu beobachten.

 

...

6.11.

Rotterdam. Voll automatisierter Hafen. In den Krä­nen und Zubringern sitzt niemand. Schon in Hamburg dach­te ich, dass so ein Hafen auch ein Or­ganismus ist, vieles erin­nert an tierische Bewegungen. Die Kräne sehen wie gigan­tische Giraffen aus. Aber am besten gefallen mir die Greifer von den Krä­nen, mit de­nen Container an ihren Platz gestellt werden. Diese Dinger haben an den vier Ecken Füßchen, mit denen sie zupacken. Die Füßchen haben jeweils drei „Zehen", und manchmal bewegen die sich nicht ganz syn­chron – wie le­bendig. Und nicht immer passt alles gleich auf den Zen­timeter; dann müssen die Container noch mal gehoben wer­den, vielleicht noch­mal, bis sie einrasten und es den finalen Rums gibt. Dieses Imperfekte macht das Me­tall lebendig. ≈
In Rot­terdamm ist der Grad der Präzision noch höher. Und in dem Augenblick, in dem wir darüber re­den, bekommt der Kran einen Container just NICHT raus­gehoben. Nach eini­gen Versu­chen wird an einer anderen Stelle weitergemacht. ≈
Die französischen Offiziere und die über­wiegend philip­pinische Besatzung sind – bei den Mahl­zeiten – getrennt. Auch die philippinischen Offizieren es­sen in der Mannschaftsmesse. Wir wurden in der Offiziersm­esse platziert, es geht höflich, freundlich, vor­nehm zu, während aus der Mannschaftsmess­e lautes Ge­lächter erschallt.

7.11.

Macht jeder Hafen andere Geräusche? Hier in Rot­terdam ist es das besonders laute Pfei­fen der Kräne.

8.11.

Zeebrücke. Wir sind noch im Großstadt-Modus: Die Langsamkeit, mit der das Ablegen z.B. erfolgt, macht uns ungeduldig. Wann geht es denn nun los? Jetzt... Nein, doch nicht... Jetzt? ... Was machen die bloß so lange?

10.11.

Gestern Landgang Le Havre. Das spannendste war das Hafengelände selbst und der Fahrer, der uns zurück brachte. Er erzählte Interessantes, z.B. über die stin­kenden Sünden Exxons mitten im Hafen ≈
Auf dem Hafengelände darf man keinen Schritt zu Fuß gehen, strenge Kontrollen, Hochsicherheitsbereich. Ein Überseeha­fen ist unvorstellbar groß. Wir fuhren mit dem Auto viele Kilometer drumherum und zu unse­rem Liegeplatz. Wenn man dann unter der Jules Verne steht und hochschaut, ist man komplett eingeschüch­tert. Wir sehen das Schiff nie im Ganzen, nur ein Stück der Seiten­wand oder bei der Anfahrt den breiten Hintern, der schon erschreckend ge­nug ist. Der Fahrer machte gleich ein Foto. ≈
In der Nacht muss Exxon gelüftet haben, morgens war ein böse giftiger Gestank in der Kabine.

11.11.

Heute haben wir das, was wir wollten: hohe See samt eindrücklicher Schiffsbewegungen. In der Nacht war es so, als wenn an unserem Bett grob gerüttelt wurde. Vormit­tags musste ich Reisekaugummis kauen. ≈
Der Ärmelkanal hat uns entlassen, wir schippern raus in die Bis­kaya. Mal sehen, was die nächste Nacht bringt. ≈
Es ist schwer, die Höhe der Wellen zu schätzen, wir müssen uns immer wie­der erinnern, wie hoch wir hocken – nur wenn gelegentlich ein klei­neres Schiff auftaucht und wir sehen, wie es mit seinem Bug fast ein­taucht, ahnen wir, was sich da draußen ab­spielt. ≈
Eben hat der Wind unseren schweren Massivholz­tisch auf dem Balkon umgepustet, der Regen peitscht, die Wellen ge­hen hoch. Mein Vertrauen in dieses Schiff ist grenzenlos, fühle mich trotz Sturm gebor­gen. Schon in Hamburg muss­ten wir Notsignale lernen, ei­nen Neoprenanzug anprobie­ren, weite­re Übungen wurden ange­kündigt. Aber was soll diesem Riesen zustoßen?

12.11.

Wir er­wachen an einem frühlingshaften Tage auf Höhe Portu­gals. Die Wellen in der Nacht wiegten das Bett diesmal richtig, haben es aber zu gut gemeint. Das Rollen ging stets paar Zentimeter über den Kipp-Punkt hin­aus, so dass ich mich anklammerte, um nicht aus dem Bett zu fal­len. Die Amplitude war aber so groß, dass ich zwischen­durch oft einschlief – und erneut im Klammer­modus er­wachte ≈
Mor­gen werden wir durch die Meerenge von Gi­braltar fahren und in Al­geciras einen zusätzlichen Stopp einlegen. Ob aus diesem Grund oder we­gen Verzöge­rungen durch den Sturm – unser Schiff „rast“ mit 21,5 Knoten da­hin, sonst sind es ca. 18 Knoten. Allerdings können wir das oben auf der Brücke nur ablesen, schätzen können wir es nicht.

13.11.

Gleißend schönes Wetter, Frühstück in offener Tür. Mehr als 22 Knoten! ≈
Gibraltar ist wirk­lich ein markanter Felsen mit Kanonen und allem Drum-und-Dran. ≈
Der Ka­pitän hat Zeit für einen Schwatz zwischendurch: Er ist zwei Monate hintereinander auf See, die französischen Offiziere drei, die philippini­schen sechs und die Crew neun Monate. „Sklavenarbeit“ nannte er das. Die philippinische Mann­schaft scheint es mit Humor zu neh­men. Alle lachen gerne und wir la­chen bei fast jeder Be­gegnung mit ihnen.

14.11.

Bei der Ausfahrt aus der Bucht unseren ersten Del­phin dicht am Schiff gesehen ≈
In Algeci­ras hat es länger ge­dauert, aus dem geplanten halben Tag wurde fast ein gan­zer. Schiff ist rappelvoll, von oben sieht es zum Heck hin wie eine fussballfeldgroße, bun­te Ebene aus, auch nach vor­ne sind fast alle Lücken gefüllt.

15.11.

Morgens die algerische Küste zum Greifen nahe. Nach einigem Rechnen werden es aber doch mehr als 10 km sein. Wir sehen Ortschaften, bei entspre­chenden Licht­verhältnissen auch, wie hoch die Brandung ist, die an die Küste donnert. Sehr bergig, bezaubernd. Mit den Maßstä­ben ist es schwierig, wir müssen ständig rech­nen, erinnern, vergleichen. Gefühlt würde ich sagen: die Küste ist 3 km entfernt und wir sitzen 10 Meter hoch – da­bei sind es min­destens 50 Meter über dem Meeresspiegel.

16.11.

Vormittags angeseilte Männer, die einen Kühl­container unter uns reparierten – alpi­ner Stil. ≈
Nachts erste Zeitumstellung. ≈
Kleine, schlaue Vögel reisen mit. Singvö­gel, Rotschwänzchen? Sehr quirlig, Künstler im Insekten­fangen, ja auch die gibt es ≈
Von Sizil­ien waren nachts nur einige Lichter zu se­hen. Der Ätna spuckte ausgerechnet heu­te leider nicht. Um 22 Uhr sahen wir auf der Brücke das Schau­spiel eines geteilten Himmels. Auf der italienischen Seite Sternenpracht, auf der afrikanischen dunkle Wolken, aus de­nen es blitzte.

17.11.

Gleich eine Führung durch den Maschinenr­aum. ≈
Danach: eindrucksvoll riesig, grandios laut (Ohrstöpsel in Sonderedition!), geheimnisvoll. Lothar fo­tografiert, erst hinterher können wir mit dem Kadett an­hand der Fotos sprechen: Turbinen, Dampf, Zylinder, Frisch­wasser, Meer­wasser, wiedergewinnen, reinigen, verdichten, erwärmen, kühlen, Zylinderkopfdichtungen, Öl wie Nutel­la... Nach meiner Rechnung ist der Maschinenraum ca. 30-35 Meter hoch (habe Stufen gezählt, 88 bis zum Unter­deck)! ≈
Insge­samt ein Wunderwerk der Ingenieurskunst; ich war sowieso schon voller Hochachtung, nun erst recht. Bei diesem mo­dernen Schiff ist alles auf Ausnutzung der Energie bedacht. Bei 18 Knoten fährt es am günstigsten, 22 oder 24 Knoten kann es auch, dann ist der Verbrauch natür­lich deut­lich hö­her. ≈
15.500 Container haben wir an Bord, pro Tag ca. 150 Tonnen Öl Verbrauch, umge­rechnet auf Lastwagen ist das unschlagbar! Wenn ich richtig rechne, dann sind das ~10 Liter Öl pro Container am Tag. An einem Tag schaffen wir ca. 500 Kilometer, also pro 100 km ein Verbrauch von 2 Li­ter. Die Mannschaft be­steht aus 29 Per­sonen, pro Container also 0,0019 Mann. ≈
Kein Land, kein Schiff, kein einziges, Wasser ruhig, Him­mel bewegter. Wir sind allein auf der Welt. ≈
Am Bug gewesen, herrlich dort, son­nig und schat­tig, gut zu sitzen, zu schauen und SEHR lei­se.

18.11.

Aufgewacht bei spiegelglatter See auf der Höhe Ägyptens. Wasser, Luft und Himmel sind grau in al­len Ab­stufungen. ≈ Das beste ist das Frühstü­cken: entweder in der offenen Tür unserer Kabine oder auf dem Balkon. Es gibt nichts Schö­neres, als beim Müsli aufs Was­ser zu schauen. ≈
Heute wer­den wir uns am Suezkanal an­stellen und mor­gen früh hin­einfahren.

 

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