BUCHPRÄSENTATION

Gabriele Ulrike Flemming

Ein Engel im Gemüsebeet

Erzählung, 56 Seiten

13. 02. 2007 ISBN: 978-3-00-019954-7   VVPN 00001006  

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Gabriele Ulrike Flemming

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT

Als Timo eines Nachts aus dem Fenster klettert, um seinen Teddy aus der Rotkreuz-Sammlung zu retten, findet er einen Engel in Papas Gemüsebeet.
Einen komischen Engel eigentlich, denn er hat keinen Heiligenschein und die Flügel sind auch nur am Rücken festgeschnallt.
Doch schnell stellt sich heraus, dass Sera ein "Engel auf Probe" ist, der auf der Erde einen wichtigen Auftrag zu erfüllen hat und Timo erklärt sich bereit, ihm zu helfen.

LESEPROBE

Ein Engel im Gemüsebeet

Eigentlich hatte Timo nur Sascha retten wollen.
Mama hatte ihn mit den anderen alten Spielsachen und Klamotten in einem großen Karton auf die Straße gestellt, wo ihn das rote Kreuz in den frühen Morgenstunden abholen sollte. Und nun lag der kleine braune Bär ohne Haar und linkes Ohr dort draußen auf dem Gehweg im Karton, zwischen alten T-Shirts und Pullovern und Timo fand das nicht richtig.
Er selbst saß auf dem Bett und sah hinaus zum Gartenzaun. Es war bereits dunkel geworden. Mama und Papa waren noch im Wohnzimmer, Timo konnte den Fernseher hören.
Leise stand er auf, öffnete das Fenster und sah nach unten. Nur gut, dass ich im Erdgeschoß wohne, dachte er und schwang sich hinaus. Dabei riss er das Blumengitter unter dem Fenster mit sich. Mit einem fiesen Geräusch zerriss seine Jeans unterhalb des Knies. Timo zischte wütend und sah sich dann erschrocken um. Doch niemand schien etwas bemerkt zu haben.
Leise stand er auf, schlich am Haus entlang, vermied den Weg, weil die Kiesel knirschen konnten und stieg über den Zaun auf die Straße. Dort stand der Karton. Mit seinem Taschenmesser schnitt er sachte das Klebeband entzwei. Als er die Pappe aufbog, streckte ihm der Teddy hilfesuchend die Arme entgegen.
"Da bist du ja!", raunte Timo und griff nach Sascha. Der Bär gab ein erleichtertes Brummen von sich und ließ sich von Timo unterm Pulli verstauen. Dann drückte dieser den Karton zu und machte sich auf den Rückweg.
Und sicher wäre er ohne Probleme wieder in sein Zimmer gekommen, wenn da nicht der Engel in Papas Gemüsebeet gelegen hätte.

Timo stand am Rande des Beetes und rieb sich die Augen. Er sah noch einmal hin, aber er hatte sich nicht geirrt. Inmitten von Papas Salat und den Möhren und Zwiebeln lag ein Mensch in einem langen weißen Gewand, mit blonden Haaren und einem Flügel auf dem Rücken. Der andere lag ein paar Meter weiter entfernt unter dem Nussbaum und schimmerte im Mondlicht.

Er überlegte. Fasching war eigentlich schon seit einigen Wochen vorbei. Von einem Kostümfest hatte er auch nichts gehört. Vielleicht war es ein Verrückter, der durch die Straßen lief und glaubte, er sei ein Engel? Timo dachte nach. Vielleicht sollte er Papa holen. Aber dann würde er Ärger wegen des geöffneten Kartons bekommen. Und weil er nachts im Garten rumlief.
Möglicherweise träumte er ja! Aber gerade, als er näher kommen wollte, stöhnte der Typ und drehte sich auf den Rücken. Die blonden Locken lösten sich und rutschten auf den Boden. Darunter zeigten sich dunkle stoppelige Haare. Nun sah die Gestalt aus wie ein normaler junger Mann, hätte er nicht die komischen Sachen angehabt. Plötzlich griff er sich an den Kopf, rappelte sich auf und brüllte mit ganz menschlich lauter Stimme: "Immer diese Tiefflieger! Das werde ich melden! Hier kann doch nicht jeder rumflattern, wie es ihm gerade passt!"

Dann drehte er sich herum und fuhr Timo an: "Was glotzt du denn so?"
"Ähh, ich..."
"Ach, ist ja auch egal. Hilf mir lieber, gib mir mal die Perücke!"
Timo starrte ihn an und wich einen Schritt zurück. Der Mann griff schließlich selbst nach seinem künstlichen Haar und setzte es nachlässig auf. Dann sah er wieder zu Timo. "Was ist denn! Noch nie einen Engel gesehen?"
"Nein", gab Timo zu und kniff sich heimlich in den Arm.
"Sind Sie echt?"

Der Engel starrte ihn an. Dann schüttelte er wieder die Faust gen Himmel und fauchte: "Ich habe es doch gewusst! Niemand würde mir in dieser lächerlichen Aufmachung glauben. Aber das war das letzte Mal, dass ich da mitgemacht habe."
Er nahm die Perücke vom Kopf und warf sie in hohem Bogen weg. Dann hob er seinen Flügel auf und fluchte. "Dieses Mistzeug hält auch nicht, was es verspricht."
"Wer sind sie?", fragte Timo, nun etwas mutiger geworden. "Sieht man das nicht?", gab sein Gegenüber zurück. Dann richtete er sich auf und sagte würdevoll: "Ich bin ein Bote des Herrn."
"Klar!", lachte Timo. "An Ihnen ist doch nichts echt!"
"Du kannst mich duzen, Besserwisser. Ich heiße Sera."
"Was machen Sie in unserem Garten? Und wer sind Sie?" Der junge Mann seufzte verzweifelt. "Das habe ich doch gerade gesagt!"
"Ich glaube Ihnen kein Wort. Ich hole jetzt wohl besser meinen Vater."
"Was stimmt denn nicht an mir?", fragte Sera und kratzte sich am Kopf.
"Du trägst eine Perücke, hast falsche Flügel und nicht einmal einen Heiligenschein.", antwortete Timo mutig geworden. Der Mann griff sich über die Haare. Dann machte er ein entsetztes Gesicht. "Mein Nimbus! Er ist weg!"

Er sah sich um und jammerte: "Das ist ja schrecklich! Er muss mir beim Zusammensturz mit der Eule von Kopf gefallen sein!"
Timo sah ihm zu, wie er das Beet zerwühlte, danach zum Nussbaum rannte und in die Luft sah. Schließlich ließ er sich jammernd auf der Schaukel nieder und schlug die Hände vor die Augen.
Timo griff nach dem Flügel, den er hatte fallen lassen, und lief zu ihm. "Wenn du ein Engel bist, wieso fliegst du dann nicht einfach los und suchst ihn?"
Sera sah ihn strafend an. "Kapierst du denn gar nichts? Mein Flügel ist kaputt."
"Kann man ihn denn nicht irgendwie reparieren? Als Engel..."
Er empfing einen bitterbösen Blick. "Also irgendwie fängst du an mich zu nerven."
Dann stutzte der Mann. "Moment. Hast du vielleicht einen Tacker?"

Schließlich hatten sie gemeinschaftlich den Flügel an dem Geschirr befestigt, den Sera um die Brust und Schultern trug. Er schlug zweimal mit den Schwingen und meinte dann: "Na ja, ein bisschen wackelig ist das ja schon, aber es wird gehen."
Und ehe Timo es sich versah, hob sich der Engel auf und schwebte zwei Meter über der Erde. Vor Schreck setzte sich Timo auf den Hintern.
"Aber, der ist ja echt!", stotterte er und starrte entgeistert in die Luft, wo der Engel die Krone des Nussbaumes durchwühlte. Nach einer Weile kam er wieder runter. "Mist. Nichts zu finden. Dabei müsste er eigentlich im Dunkeln leuchten!"
Timo starrte ihn mit offenem Mund an. Sera sah ihn unbehaglich an. "Ist was?"
"Du bist ja ein Engel!", antwortete er und schüttelte sich ungläubig.

Dieser grinste: "Was denn sonst? Eine Fledermaus? Na, endlich hast du es kapiert. Typisch menschlich, dieses Misstrauen."
Dann kratzte er sich wieder an Kopf. "Wo kann dieses Ding nur sein?"
"Was denn?"
"Na, mein Heiligenschein, mein Nimbus", erklärte Sera mit gequältem Gesicht.
Er setzte sich wieder auf die Schaukel, die am Nussbaum hing, und brummte: "Weißt du, an alles haben sie gedacht. Nimm die einfache Ausrüstung, haben sie gesagt, diese Affen. Klar, dass das Ausschussware ist. Heutzutage kannst du nicht mal mehr den Enaus trauen."
"Wem?"
"Den Engelausrüstern, Mensch! Wie kann man nur so begriffsstutzig sein!", zischte Sera und stieß sich mit den Füßen ab.
Timo konterte: "Dich möchte ich erleben! Ein Engel fällt vom Himmel, sieht aus wie vom Kostümverleih und dann erzählt er mir irgendwelche komischen Storys. Hör schon auf zu schaukeln! Das macht einen ja ganz nervös." Sera lachte und sprang mitten in der Luft ab, um dann mit einer eleganten Kurve wieder im Gemüsebeet zu landen. Etwas betreten sah er zu Boden. "Na ja, das Unkraut ist Matsch."

Timo, der ihm hinterher gerannt war, war erschrocken. "Von wegen Unkraut. Das ist Papas Salat! Er wird sich nicht mehr einkriegen. Vor allem wird er denken, dass ich das war."
Zornig sah er den Engel an und fauchte: "Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist."
Sera lächelte milde. "Das geht nicht. Ohne meinen Heiligenschein kann ich nicht von hier weg."
Doch Timo hörte schon nicht mehr zu. Er rannte zu seinem Fenster, kletterte hinein und schloss den Riegel. Dann schüttelte er die Schuhe ab und sprang ins Bett. Den Kopf unter der Decke presste er Sascha an sich und fiel in einen wilden Traum.

 

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